Donnerstag, 24. April 2025
„Für eine demütige und den Menschen zugewandte Kirche“
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann zum Tod von Papst Franziskus
Der Tod von Papst Franziskus erfüllt mich mit tiefer Trauer und zugleich mit großer Dankbarkeit für sein knapp zwölfjähriges Pontifikat. In dieser Zeit hat sich das Gesicht der katholischen Kirche tiefgreifend verändert. Vom ersten Tag seiner Wahl zum Bischof von Rom und zum Hirten der Gesamtkirche hat er sich – mit aufrüttelnden Worten und durch eindrückliche Gesten – für eine demütige und den Menschen zugewandte Kirche eingesetzt. Dies war für mich bei persönlichen Begegnungen, etwa beim Weltjugendtag 2013 in Rio de Janeiro oder zuletzt beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe 2022, immer spürbar.
Die Kirche muss, so hat Papst Franziskus es stets betont, an die Ränder gehen, um dort ihr Wesen und ihren Auftrag tiefer zu erkennen. Seine Lehrschreiben und Auslandsreisen waren deshalb geprägt von den großen Herausforderungen unserer Zeit: der Überwindung von Kriegen und deren grausamen Folgen; der Suche nach einer gerechten Wirtschafts- und Sozialpolitik; der Bewahrung der Schöpfung als Lebenshaus für alle. Unermüdlich rief er dazu auf, dass durch den konkreten Einsatz von uns Christen für eine friedlichere und gerechtere Welt etwas aufleuchten soll von der Reich-Gottes-Vision Jesu.
In seiner Verkündigung und noch mehr in der unmittelbaren Begegnung mit Menschen – auch und gerade mit denen, deren Lebensentwürfe nicht in allem dem christlichen Ideal entsprechen –, ging es Papst Franziskus stets darum, etwas von der Liebe und Barmherzigkeit Gottes zu allen Menschen aufscheinen zu lassen. Kirche sollte ein Ort sein, der nicht ausschließt, sondern an dem sich alle dazugehörig wissen.
Ebenso entschieden setzte er sich für eine umfassende, an den Grundlinien des II. Vatikanums ausgerichtete Reform der Kirche ein, damit sie immer mehr zu einem Werkzeug der „Freude des Evangeliums“ wird. Er hat den synodalen Charakter der Kirche gestärkt, das ökumenische Miteinander mit anderen Kirchen vertieft, manche Entscheidungswege dezentralisiert und die Rolle der Frauen aufgewertet. Kritik und Angriffe blieben dabei nicht aus – weil die von ihm angestoßenen Reformschritte für manche zu weit gingen, für andere wiederum zu zaghaft waren.
Ich bin und bleibe Papst Franziskus zutiefst dankbar für seine vielfältigen geistlichen, theologischen und pastoralen Impulse. Nicht zuletzt mit der Bischofssynode zum Thema Synodalität und der Inkraftsetzung des Abschlussdokuments hat er den Weg zu einer grundlegenden Erneuerung der Kirche im Sinne einer umfassenden Partizipation des ganzen Gottesvolkes an der Weiterentwicklung der Kirche geöffnet. Auf diesem Weg gilt es, mutig und entschlossen weiterzugehen.
Der barmherzige Gott möge ihm seinen Dienst an der Einheit in reichem Maße vergelten und ihn mit seiner nie endenden Freude beschenken. Alle Gläubigen im Bistum bitte ich um ihr Gebet für unseren verstorbenen Papst wie auch um ihr Gebet für einen guten Nachfolger auf dem Stuhl Petri.